Schimmel – Ein Problem unserer Zeit

Wer bei dem Stichwort Schimmelpilze noch an alte, feuchte Kellergemäuer denkt, kennt nicht die aktuellen Zahlen. Schätzungsweise sind etwa sechs bis acht Millionen Wohnungen von Schimmel und Feuchte betroffen. Hierunter befinden sich zwar viele Altbauten, jedoch auch zunehmend moderne, energiesparende Neubauten.

Schimmel in Neubauten und in sanierten Altbauten

Die hohen Anforderungen an die Einsparung von fossilen Brennstoffen wirken sich auf vier Bereiche des Bauens von Wohnhäusern aus:

  1. Die Dämmstärken werden vergrößert
  2. Die Dichtheit der Gebäudehülle wird erhöht
  3. Die Heizungsanlage wird optimiert
  4. Der Nutzer heizt und lüftet sparsam
  • Mit Punkt 1 wird der Wärmetransport durch die Außenbauteile erheblich eingesschränkt, die raumseitigen Oberflächentemperaturen liegen hoch, es ist behaglich. Eine wirksame Maßnahme also gegen Schimmel und Feuchtigkeit, sofern keine gravierenden Wärmebrücken vorhanden sind.
  • Mit Punkt 2 werden unnötige Heizenergieverluste reduziert. Zudem wird verhindert, dass warme Raumluft in die Konstruktion dringt und hier bei Abkühlung kondensiert. Die Kondensation im Bauteil kann zu einer Feuchteanreicherung und letztendlich zu Schimmelbildung führen. Dies wird durch die Luftdichtheit verhindert.
  • Mit Punkt 3 werden die Verluste aus Bereitstellung, Abstrahlung und der Leitungsführung minimiert, die Verbrennung erfolgt optimal geregelt und auf die Nutzergewohnheiten abgestimmt. Für Viele neu: im Heizungsraum ist es jetzt kalt. Das Wäschetrocknen sollte nicht im Keller, sondern draußen oder im elektrischen Trockner erfolgen.
  • Mit Punkt 4 erreicht der Bewohner eine Einsparung von Brennstoff und damit Geld, wenn die Raumtemperatur etwas gesenkt und die Fenster nicht dauerhaft auf Kippstellung stehen. Eine zu starke Absenkung der Raumlufttemperaturen kann jedoch zu Feuchtigkeit und Schimmelpilzbildung insbesondere an Wärmebrücken führen.

Jeder Punkt ein Plus – insgesamt aber ein sensibles System

Die Ursachen für Schimmelpilzbildung

Vor allem der Luftaustausch ist zu beachten: Die Ursachen für Schimmelpilzbildung in Neubauten oder sanierten Altbauten liegen häufig im reduzierten Luftaustausch durch die dichte Gebäudehülle. Dabei ist nicht die Gebäudehülle schuld, im Gegenteil die Dichtigkeit ist sehr wichtig, um Feuchteschäden innerhalb eines Bauteils zu vermeiden.

Richtiges Lüften

Wesentlich ist das richtige Lüften über Fenster oder eine Lüftungsanlage. Während bei alten Gebäuden ein „freier“ Luftwechsel allein über die Fugen und Undichtheiten der Gebäudehülle erfolgt, der beim Betrieb von Einzelöfen noch verstärkt wurde, ist die Situation bei Neubauten oder sanierten Gebäuden vollkommen anders. Hier ist ein neues, bewusstes Nutzerverhalten erforderlich, um Schäden zu vermeiden. Wichtig ist ein mehrmals tägliches Querlüften, sowie möglichst eine minimale Dauerlüftung im Schlafzimmer. Im Winter ist eine dauerhafte Kippstellung der Fenster zu vermeiden. Oft sind Lüftungssysteme hilfreich, die für einen dauerhaften Luftaustausch sorgen. Hierbei gibt es zahlreiche Möglichkeiten, die von Abluftventilatoren bis zu Anlagen mit Wärmerückgewinnung reichen.

Wärmeschutz = Schutz vor Schimmelpilz

Außenseitige Wärmedämmungen reduzieren das Schimmelpilzrisiko, da die raumseitigen Oberflächentemperaturen durch den guten Wärmeschutz deutlich höher liegen als ohne Dämmung. Höhere Lufttemperaturen können mehr Feuchtigkeit binden, die Gefahr einer Schimmelpilzbesiedelung sinkt.

Schimmel in Altbauten

Bei Altbauten ist Schimmelpilzwachstum im Erd- und Kellergeschoss oft auf eine nicht mehr voll funktionstüchtige Abdichtung der erdberührten Bauteile zurückzuführen. Dadurch kann Feuchtigkeit aus dem Erdreich in die Wände und die Bodenplatte eindringen und zu einem Schimmelpilzbefall führen. Tritt der Befall nicht an erdberührten Bauteilen auf, sondern beispielsweise an Rollladenkästen, Fensterlaibungen oder oberen Wandecken, deutet dies auf Wärmebrücken als Ursache hin. Vor allem wenn die alten, oftmals einfachverglasten Fenster gegen dicht schließende ausgetauscht worden sind, stellen nicht mehr die Glasflächen, sondern die Wärmebrückenbereiche die kältesten Stellen des Raumes dar – beispielsweise die Raumecke – hier kommt es als Erstes zu Kondensation. Auch undichte Bauteile, Leitungswasserschäden, ein zu hoher Feuchteeintrag, zu niedrige Raumtemperaturen und ein unpassendes Lüftungsverhalten können ursächlich für den mikrobiellen Befall verantwortlich sein.

Was der Schimmel braucht…

Feuchtigkeit

Schimmelpilze entsteht dort, wo über einen längeren Zeitraum Feuchtigkeit vorhanden ist. Die Feuchtigkeit kann entweder aus Leckagen und Undichtigkeiten von außen eingedrungen oder im Bauteil eingebaut worden sein (Beton, Mauerwerk, Putz, Mörtel, Estrich). Feuchtigkeit an Bauteilen kann aber auch aus der Raumluft stammen. Ist die Luft warm, kann sie viel Feuchtigkeit aufnehmen. Streicht diese feuchtebeladene Luft entlang kalter Wandoberflächen, kühlt sie ab und kann die enthaltene Wasserdampfmenge nicht mehr binden, flüssiges Wasser wird also abgeschieden. Diesen Vorgang bezeichnet man als Kondensation oder Tauwasserausfall.

Organisches Material

Schimmelpilze benötigen vor allem Feuchtigkeit für ihr Wachstum, diese Feuchtigkeit muss jedoch nicht flüssiges Wasser sein, den meisten Schimmelpilzgattungen genügt bereits eine relative Luftfeuchtigkeit von etwa 80 % im Bereich des Substrats, also der Bauteiloberfläche. Sie benötigen außerdem organisches Material, können sich aber auch auf mineralischen Untergründen ansiedeln sobald Staub, Fett oder Verschmutzungen vorhanden sind.

Der ph-Wert

Auch der ph-Wert ist bei Schimmelpilzen ein Wachstumskriterium, sie bevorzugen eher saures Milieu unter einem
ph-Wert von 7.
Kalkhaltige Putze und Anstriche mit einem hohen ph-Wert um 12 bieten Pilzen daher zunächst keine geeigneten Wachstumsbedingungen. Bei Verschmutzungen oder einer bereits erfolgten Ansiedlung ist dieser Schutz jedoch unerheblich, durch eigene Stoffwechselprozesse kann der ph-Wert manipuliert werden.